Wiedersehen in Nagasaki

Das darf doch nicht wahr sein. Seit zwei Stunden suche ich eine Werkstatt, die einen Fahrradreifen repariert. Aber keine Tankstelle, kein Kfz-Betrieb und kein Motorrad-Händler fühlt sich dazu berufen.

Am Nachmittag bin ich verabredet mit meiner ehemaligen Kollegin Trixi. Sie ist mit ihrem Partner Corte auf Kreuzfahrt-Weltreise, und das Schiff macht Station in Nagasaki. Bei der Gelegenheit könnte auch der platte Hinterreifen von Cortes Fahrrad repariert werden. Aber das scheint in dieser Stadt gar nicht so einfach zu sein.

Wenigstens lernt man auf der Suche nach einem Fahrradgeschäft auch die Stadt kennen. Erstaunlich, wie viele Touristen hier unterwegs sind. Die Reisebusse halten im Minutentakt vor „Dejima“, der künstlichen Insel in Nagasaki. Und die Reiseleiterinnen haben es schwer, die Touris wieder alle einzusammeln.

Zum Glück finde ich dann doch noch den „einzigen Fahrradladen in Nagasaki“ (Zitat des Besitzers), und treffe Trixi und Corte am Hafen. Mit ihren Fahrrädern.

Zum Fahrradladen geht’s eine halbe Stunde zu Fuß. Der Ladeninhaber ist dann doch nicht so sicher, ob es klappt. „Könnte schwierig werden“, meint er, „habe keinen Ersatzschlauch in der Größe.“ Aber er will es versuchen.

Wir sind optimistisch🙂 Er hat ja anderthalb Stunden Zeit. Wegen der Abfahrt des Kreuzfahrtschiffes aber auch nicht länger. Für uns Zeit genug, typisch japanische Delikatessen im gewohnt bodenständigen Ambiente zu verköstigen.

Zwar sind die Hähnchenknorpel nicht auf Gourmet-Gegenliebe gestoßen sind, aber das Essen dient ja auch nur der Überbrückung der Wartezeit. Tatsächlich hat es der Fahrradhändler in der Zeit geschafft: Er hat den Reifen geflickt.

Und Corte? Der hat sogar noch ein Schnäppchen gefunden. Einen handgestrickten Kimono für seine Partnerin. Hat nicht nur nur 67 Euro gekostet, sondern passte auch farblich zum Pullover.

Schick gekleidet, Fahrrad repariert, kulinarisch preiswert gespeist. Mehr kann man nicht erwarten in drei Stunden. 😁