Japan kenne ich schon seit ich meiner Kindheit, aber zwei Sachen fallen mir diesmal besonders auf: Es sind deutlich mehr junge Migrantinnen und Migranten im Land. Dass Ausländer die Sprache ihres Wahllandes perfekt sprechen, mag in Deutschland Alltag sein. In Japan ist das aber ein vollkommen neues Stadtbild.
Die Zuwanderung ist dringend nötig, denn das, was als zweites auffällt, ist die Überalterung. Japan gehört zu den Ländern mit den niedrigsten Geburtenraten weltweit. Inzwischen sind fast 30 Prozent der Bevölkerung älter als 65.
Was die Statistik bedeutet, erlebe ich im Vorort Osakas. Auf den Spielplätzen toben keine Kinder mehr – sie sind Orte für ältere, und leider auch offenbar wohnungslose Menschen geworden.


Viele Renter sind einsam; Hunde und Katzen ihr Enkel-Ersatz. Ein älteres Ehepaar transportiert ihren Yorkshire-Terrier im Kinderwagen.

In einer Seitenstraße entdecke ich diese Suchanzeige nach einer entlaufenen Katze namens Hanna: „Ich bin ein kranker Mensch, aber mit Hanna an meiner Seite konnte ich die schmerzhaftesten Behandlungen überstehen. Und doch ist sie verschwunden. Ich habe das Gefühl, mein Herz würde vor lauter Trauer platzen. Hanna war der gesamte Sinn meines Lebens.“

In einer anderen Seitenstraße bekomme ich mit, worüber sich zwei Rentnerinnen unterhalten: „Ich habe niemanden mehr. Wir Alten müssen uns um uns selbst kümmern.“

Es sind Gespräche, die man als Tourist meistens nicht mitbekommt. Das wahre Leben in Japan, es spielt sich in den Seitenstraßen ab.
